Untertürkheim: Sitzplatzbeschränkung bleibt
erhalten -
Besenwirte sind mit der Entscheidung nicht einverstanden
Die Besenwirtschaften dürfen auch in Zukunft nicht mehr
als 40 Sitzplätze haben. Mit seiner Erklärung beendete Wirtschaftsminister
Walter Döring den Vorstoß von Ministerpräsident Erwin
Teufel, der im Zuge einer Entbürokratisierungsinitiative eine Lockerung
angestrebt hatte. Während sich der Gaststättenverband freute,
zeigten sich die Besenwirte enttäuscht.

Eng zusammenrücken muss man in einer Besenwirtschaft, wie hier
bei Markus und Helmut Schwarz in Untertürkheim. Dieser lustigen
Truppe aus Oberenzingen macht das herzlich wenig aus.
Foto: Fürstenberger
VON ALEXANDER MÜLLER
„Wir hatten uns mit Sicherheit etwas anderes erhofft", erklärt
Helmut Zaiss, vom „Besä am Kelterplätzle" in Untertürkheim.
Das Staatsministerium hatte im Zuge einer Vereinfachung des Paragraphenwirrwarrs
dem Ministerrat eine Liste mit 110 Vorschlägen vorgelegt, darunter
auch die Aufhebung der Sitzplatzbegrenzung bei Besenwirtschaften. Die
gewerblichen Gastronomen waren dagegen Sturm gelaufen. Sie befürchteten,
Kundschaft an die Konkurrenten zu verlieren. Schließlich benötigen
Besenwirtschaften keine offizielle Konzession, die mit erheblichen Auflagen
verbunden ist.
Getränke und Essen können sie deshalb oft günstiger
anbieten. „Das kommt einer Wettbewerbsverzerrung gleich",
so Peter Schmid, der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes
in Baden-Württemberg. Vielmehr solle man sich auf den ursprünglichen
Sinn der Besenwirtschaften besinnen. Dieser bot in schweren Zeiten den
Wengertern die Möglichkeit etwas Geld dazu zu verdienen, „mit
bestimmten Auflagen." In den vier Monaten Öffnungszeit durften
nur einfache Speisen und Weine aus eigenen Erzeugnissen an eine begrenzte
Anzahl von Gästen ausgeschenkt werden.
„Das ist historisch verankert, damit können wir leben",
so Schmid.
„Damit sollen die Besenwirtschaften in die Konzession getrieben
werden", ist Helmut Schwarz vom Besen in der Lindenfelsstraße
empört. Denn mit nur 40 Plätzen sei dem Ansturm heute kaum
noch beizukommen. „Die Leute kommen immer stoßweise und
in großen Gruppen.
Man kann sie ja auch nicht fortschicken", weiß der Traditionswirt.
„Wir hatten zumindest auf 60 Plätze gehofft, um einen kleinen
Puffer zu haben."
Aber dafür ist „eine Konzession unbedingt nötig",
so Schmid. Manch einer hat darauf schon reagiert. Von den rund 40 Besen
in Stuttgart „haben bereits fünf eine Konzession, um mehr
Gäste bewirten zu können", sagt Gerhard Goller vom Ordnungsamt.
Die harte Haltung Dörings im Besenstreit bringt manch einen Wengerter
aus der Fassung. „In allen Bereichen werden die Gesetze gelockert
- ob längere Laden- oder Kneipenöffnungszeiten - nur bei uns
hält man an einem uralten Gesetz fest. Das ist doch paradox",
sagt Helmut Zaiss, für den das letzte Wort noch nicht gesprochen
ist.