Stuttgarter Zeitung vom 5.10.2006
Unser
Kolumnist erinnert heute an den Kunstmaler Professor Christian Mali. Er ist
vor 100 Jahren in München verstorben und in Biberach beigesetzt worden.
Der wohl erfolgreichste Tiermaler des 20. Jahrhunderts ist ein gewisser
Walt Disney (1901-1966) gewesen, der mit seinen bunten Enten- und
Mäusebildchen ein Milliardenvermögen erwirtschaften konnte.
Die bedeutendsten Tiermaler des 19. Jahrhunderts aber waren zwei
schwäbische Landsleute, die es - nach Verlassen ihrer Heimat
in Richtung München - mit ihren trefflich gemalten Kühen und
Schafen wenigstens zu einem Millionenvermögen gebracht haben.
Der jüngere der beiden, Anton Braith (1836-1905) ist hier bereits
im vergangenen Jahr vorgestellt worden („Vom armen Hirtenknaben
zum malenden Millionär"). Der ältere, Christian Mali,
ist am 6. Oktober 1832 in Broekhuizen bei Utrecht zur Welt gekommen
als zehntes Kind des holländischen Gutsverwalters und Freizeitmalers
Peter Hendricus Mali, der von 1810 bis 1824 das Hofgut Mauren am Schönbuchrand
geleitet und hier seine Frau Friederike Christine Löklen, eines
Kaufmanns Tochter aus Weilheim unter Teck, kennen gelernt hatte.
Mit einem Jahr bereits verliert der kleine Christian seinen Vater, die
Mutter zieht dann nach Stuttgart, und mit dreizehn ist er Vollwaise und
wird von einer älteren Schwester aufgenommen, die mit Pieter Francis
Peters (1818-1903), dem holländischen Landschaftsmaler, Kunsthändler
und Reisebegleiter der Königin Olga, verheiratet ist. Dessen Töchter
Anna Peters (1843-1926) und Pietronella Peters (1848-1924) sind später
durch ihre schönen Blumen- und Kinderbilder bekannt geworden.
Christian Mali erlernt ebenso wie seine Brüder Hubertus Mali (1818-1839,
ertrunken in der Ahr) und Jan Cornelis Mali (1828-1865) beim Schwager
die Landschaftsmalerei, vervollständigt seine Ausbildung noch
mit einer Xylografenlehre in Stuttgart, und bereits mit 20 Jahren verkauft
er sein erstes Ölgemälde an den kunstsinnigen König
Wilhelm I. von Württemberg.
Erfolg mit Dorflandschaften
Mit 25 Jahren zieht er zu seinem Bruder Jan nach München, wo
aber seine Bitte um Aufnahme an der Kunstakademie abgelehnt wird. Er
findet nun in dem aus Stuttgart gebürtigen Malerkollegen Carl
Ebert (1821-1885) einen väterlichen Förderer und Freund und
erzielt große
Erfolge mit seiner Kunst, malt Dorflandschaften aus Schwaben. Anno
1860 kommt es dann zur ersten Begegnung mit dem auf Tierbilder
spezialisierten Landsmann Anton Braith, aus der sich eine Lebenspartnerschaft
entwickeln sollte. Unter dessen Einfluss wendet sich Mali von der Landschaftsmalerei
ab, und fortan werden von beiden dank reger Nachfrage „fast ausschließlich
Tierbilder wie am Fließband produziert". Sie werden durch
ihre Kunst sehr populär und erzielen auf zahlreichen Internationalen
und Weltausstellungen eine Goldmedaille nach der anderen und dadurch
derart hohe Preise für ihre Werke, dass sie sich 1870 in der Nähe
der Theresienwiese ein großes Wohn- und Atelierhaus errichten
können,
die „Schwabenburg", in der auch zahlreiche befreundete schwäbische
Künstler kostenlos wohnen und wirken dürfen. Auch holen
die beiden zeitlebens bescheiden gebliebenen großen Wohltäter
Braiths bettelarme Eltern von der Riß an die Isar und vergolden
ihnen den Lebensabend.
„Der große wirtschaftliche Erfolg ihrer Malerei ermöglichte
es ihnen, dem Münchner Künstler-Unterstützungsverein
ein Legat von rund 1 Million Goldmark auszusetzen" eine
astronomische Summe seinerzeit. Ihr Freund und Gönner Prinzregent
Luitpold von Bayern kommt häufig in ihr Atelier und bringt sogar
das Vesper mit, da die beiden „eingefleischten
Junggesellen" normalerweise ihre Leibspeisen Linsen mit Spätzle
und Ripple mit Sauerkraut im benachbarten Wirtshaus zu sich zu nehmen
pflegten. Und er hat ihnen den bayrischen St.-Michaels-Orden umgehängt,
ebenso wie der württembergische König den Friedrichsorden.
1889 wird Mali, der Professorentitel verliehen, ein Jahr später
auch seinem Freund Braith.
Der ist am 3.Januar 1905 an einem Leberleiden gestorben, „heimgekehrt
als Millionär in seine Vaterstadt Biberach, der er seinen gesamten
künstlerischen Nachlass vermachte." Am 2. September 1906 wird
dort das Braith-Museum eröffnet, und vier Wochen später, am
1. Oktober stirbt in der Münchner Schwabenburg Christian Mali, mittlerweile
Ehrenbürger von Weilheim unter Teck (1902) und Biberach (1905),
und wird an der Seite des Freundes auf dem Biberacher Stadtfriedhof beigesetzt.
Ein
Kulturdenkmal ersten Ranges
Auch er hat seinen Nachlass der alten Reichsstadt gestiftet, die dann
1910 das höchst sehenswerte Braith-Mali-Museum eröffnet. „Heute
sind diese Braith-Mali-Salons die einzigen vollständig erhaltenen
Künstlerateliers des 19. Jahrhunderts, ein Kulturdenkmal
ersten Ranges." Zu sehen - außer montags - im Hospital
zum Heiligen Geist.
Beider Bilder hängen auch heute noch in Museen in aller Welt.
Neuerdings allerdings bringt die mit Disneys Mäusebildchen groß gewordene
Erbengeneration die kostbare Zimmerdekoration ihrer betuchten Altvorderen
massenhaft auf den Markt, und nach Auskunft von Kunstsammlern kann
man die einst so teuer gehandelten Braith-Mali-Tiere, nun zu Schnäppchenpreisen
erstehen.
Christian Mali hat als Tiermaler höchsten Ruhm erworben.
Bild: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Christian_mali.jpg