Aus Neckarblick vom 19.2.2004
Porträtiert: Thomas Hammes,
Solo- Trompeter und jüngstes Mitglied des Radio-Sinfonieorchesters
des SWR Stuttgart
Untertürkheim.
Der Neckarblick porträtiert in loser Folge Menschen aus unserem
Umkreis, die sich nicht ganz alltäglichen Dingen widmen. Im ersten
Teil stellen wir den Trompeter Thomas Hammes vor, der jüngstes
Mitglied im Radio-Sinfonieorchester des SWR Stuttgart ist.
Im Frack heiraten, das käme für Thomas Hammes nicht in Frage.
Schließlich ist das gute Stück, das andere höchstens
einmal im Leben tragen, seine Dienstkleidung. Drei dieser edlen Tücher
besitzt er. Einer hängt im Schrank, einer in der Garderobe beim
Südwestrundfunk und einer liegt immer im Auto. Für alle Fälle.
Der Solotrompeter Thomas Hammes. Foto: Brigitte Wählers
Nach Feierabend darf es aber ruhig lockerer zugehen. Schwarze Hose,
schwarzes Shirt - in legerer Freizeitkleidung sitzt der 25-jährige
am Esstisch seiner Untertürk-heimer Wohnung. Während er am
Milchkaffee nippt, erzählt er, wie er als Siebenjähriger mit
dem Trompetenunterricht angefangen hat. Nachdem sein älterer Bruder
das Instrument bereits erfolglos ausprobiert hatte, war es nun an ihm,
die frei gewordene Stelle in der heimischen Blaskapelle auszufüllen.
„Ich komme aus der Nähe von Trier", erzählt Hammes.
„An der Mosel gibt es eine lange Blasmusiktradition. Jeder Ort
hat dort seine eigene Kapelle."
Eigentlich wollte er nur ein Jahr dabei bleiben und dann endlich Schlagzeug
spielen lernen. Das war der Plan. Was ihm in die Quere kam, war sein
Talent. „Ich habe mich relativ schnell für das Trompete spielen
begeistert", erzählt er. Bald darauf wechselte er an die Kreismusikschule
und wurde Schüler von Nikoles Tchotchev, einem bulgarischen Berufstrompeter.
„Zu der Zeit musste ich mich entscheiden zwischen Fußball
und Trompete", sagt er. Der Notenständer stach den grünen
Rasen aus. Und der Erfolg gab Hammes Recht. Nach ersten Preisen beim
nationalen Wettbewerb „Jugend musiziert" folgte eine Einladung
ins Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz. Gerade mal 15 fahre alt,
wurde er Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater in
Saarbrücken. Und das alles neben der Schule. „Als Lehrersohn
standen die Schule und die Hausaufgaben immer an erster Stelle",
sagt Hammes und lacht. „Abitur machen war Pflicht."
Bereits während der Oberstufe war er als ständige Aushilfe
im Rundfunkorchester des SWR in Kaiserslautern engagiert. Mit dem Schulzeugnis
in der Tasche führten ihn die weiteren Stationen über die
Akadamie des Berliner Philharmonischen Orchesters zum Münchener
Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks. Vor drei Jahren hat er
sich als Solo-Trompeter beim Radio-Sinfonieorchester des SWR Stuttgart
beworben. Mit Erfolg. Seither ist er unter rund 120 Musikern das jüngste
Mitglied. „Meine beruflichen Träume haben sich damit zu 120
Prozent erfüllt", sagt Hammes.
In seinem Arbeitszimmer stehen viele verschiedene Trompeten nebeneinander
aufgereiht. 30 bis 40 Stück hat er inzwischen gesammelt.. „Ich
habe es noch nie übers Herz gebracht, ein Instrument zu verkaufen",
sagt er. Die meisten davon hat ein Instrumentenbauer in Trier speziell
für ihn angefertigt.
Auch
wenn er sein Handwerk beherrscht, übt er nach wie vor täglich.
„Mit meinen Nachbarn habe ich Glück", sagt der Musiker.
„Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert, wenn ich zuhause spiele."
So oft ist das aber auch nicht der Fall. Zu den Tagen, an denen das
Orchester gemeinsam probt, kommen Aufnahmen für Rundfunk und Fernsehen
sowie Konzerte und Tourneen.
Will er entspannen, stellt sich Hammes an den heimischen Herd und probiert
Rezepte aus. Im Hintergrund läuft Musik. Dabei werden Britney Spears
und Robbie Williams aber klar von Mahler und Strauss ausgestochen. „Ich
höre nie Pop- und Rockmusik", sagt Thomas Hammes.
Brigitte Wahlers